Kitsch und Kultur

Diese Woche war ich in Souvenirlaune und habe mir allerhand Kitsch und Touristenkrams angeschaut. Erstens bin ich dabei die Adventskalender für die Kinder vorzubereiten und die werden dieses Jahr japanisch-kitschig. Zweitens fliegen wir bald nach Hause und da werden Freunde und Familie nicht ganz verschont bleiben, was schöne und schräge Mitbringsel angeht. Und drittens gibt es einfach so viele kleine und große Absurditäten und Schätze zu entdecken, dass das einfach ab und an mal sein muss.

Falsche Straße

Ich hatte von der Nakamise-dori in Asakusa gelesen. Eine Einkaufsstraße, die zwischen dem Kaminari-mon, dem so genannten Donnertor, bis zum Sensō-ji-Schrein verläuft und mit den angrenzenden Straßen als eines der ältesten Geschäfts- und Unterhaltungsviertel Japans gilt.

Kamari-mon

Kamari-mon, das Donnertor

Nakamise-dori

Tief einatmen und durch

Sensō-ji

Sensō-ji, Tokios ältester Tempel

Ich wollte touristisch, ich bekam Touristen. In Massen. Und jede Menge Stände mit überwiegend echt hässlichen Souvenirs und einer Menge an kulinarischen Mitbringseln. Mein Jagdfieber nach Souvenirs war auf den ersten Metern schon abgeklungen und ich kämpfte mich nur noch der Vollständigkeit halber und um des Schreins Willen bis zum Ende der Nakamise durch.

Praktischerweise liegt in unmittelbarer Nähe die Kappabashi-Straße, die mir ja einige Zeit zuvor sehr gut gefallen hatte. Ich brauchte ohnehin noch ein paar Kleinigkeiten aus der Küchenstadt, also passte das zur Versöhnung dann ganz gut.

Richtige Straße

Ein sehr viel besseres Ziel, obwohl es nicht, wie in Asakusa, eine echte Geschichte vorzuweisen hat, ist der Shoutengai in den Tokyo Decks auf Odaiba. Diese künstliche Einkaufsstraße soll eine Hommage an das Tokio der 60er Jahre sein und beherbergt entsprechend viel Retrokrams. Alte Spiele und Spielautomaten können ausprobiert werden, es gibt Aufführungen wie Papiertheater, man kann ein Geisterhaus besichtigen (Ja nee, ist klar!) oder sich durch die Souvenirläden wühlen. Und hier gibt es auch die Art Kitsch, die ich entweder so schräg finde, dass sie schon wieder gut ist, oder die einfach gleich voll meinen Geschmack trifft.

Shoutengai

Eingang ins Retro-Kitsch-Land Shoutengai

Socken

OH DOCH!

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Maneki-Neko in Miniatur mit Glöckchen

Roll-Ele

Bube und Dame lieben ihn hier!

Vollen Durchblick

Eine vernünftige Sache stand auch noch auf meiner To-Do-Liste: Ich brauchte eine neue Zweitbrille. Der Bube hatte meine Brille etwas zu oft in die Finger bekommen und ich hatte Angst, dass sie es nicht mehr lange macht. Und da ich ja inzwischen ohne Brille zunehmend aufgeschmissen bin, wenn ich etwas lesen will oder muss, machte mich der Gedanke etwas unruhig, zum Glück kaufen die Japaner gerne mal eine neue Brille und nicht das eine Gestell für‘s halbe Leben. So gibt es dann auch genug Geschäfte, die wirklich günstige Angebote haben. Zum Beispiel JINS. Womit sie mich dann restlos begeistert haben: ich konnte mein Gestell aussuchen, die Stärke mitteilen, den Augenabstand messen lassen und einen Matcha-Latte trinken gehen. Dann war die neue Brille fertig und abholbereit. Nix mit, wir melden uns, wenn sie fertig ist. Geht natürlich nur mit Standardgläsern, aber die habe ich praktischerweise. Eine Dreiviertelstunde und umgerechnet etwa 65€ (!) später, hatte ich meine neue Brille.

Brille

So schnell kann‘s gehen

Aber so richtig war es das noch nicht in Sachen farbenfrohe Unnötigkeiten. Es war ja nun Halloween letzte Woche und auch in Japan entkommt man dem gruseligen Spuk nicht mehr, wenn man Kinder hat. Die Halloween-Parade der Schule mit Trick-or-Treat-Ausflug im Spielpark rief. Allerdings rief sie zu Bubes Mittagsschlafzeit, so dass Benni für diese Zeit Homeoffice machte, während ich mit der kleinen Dame – ihreszeichens eine kleine Hexe – zur Schule radelte. Nach einer kleinen Country-Dancing-Aufführung im Klassenraum (urkomisch, wie da Hexen mit Pokémons oder Prinzessinnen mit Doraemons tanzten), ging es raus in den Park, wo die Treats eingesammelt werden konnten. Die kleine Dame und ich genossen ein bisschen entspannte Zweisamkeit, da ist auch Halloween recht.

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Die Parade – im Hintergrund der Gegensatz aus kleinen Wohnvierteln zwischen den großen Hochhäusern der Roppongi Hills

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Trick or Treat!

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Treat!

Den Sonntag hatten wir trotz schönsten Wetters irgendwie zu Hause verbummelt, so dass uns dann irgendwann nachmittags die Decke auf den Kopf und die Kinder auf die Nerven fielen. Also raus. Draußen wurde es schon langsam dunkel und leider machen viele Einrichtungen schon um 17.00 Uhr zu, aber es war mal wieder ein Feiertag. Tag der Kultur – wie passend zu unserer Suche nach Zerstreuung. Und an Feiertagen haben dann wiederum viele Museen etc. länger auf. So auch das Miraikan, das National Museum of Emerging Science and Innovation.

In einem futuristisch wirkenden Gebäude warten die neusten Technologien und zukunftsweisende Erkenntnisse. Für Bube und Dame noch etwas zu hoch, aber trotzdem auf ganz eigene Art und Weise interessant, wetzten wir also von einem kleinkindinteressanten Punkt zum nächsten, konnten aber im Vorbeigehen ein paar Sachen erspähen. So zum Beispiel eine große Kugelbahnanlage, die Auswirkungen von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Tsunamis simulierte. Oder die begehbare Wohneinheit einer Raumstation, inklusive Toilette (mit Haltegriffen, Sauger für – naja – das Geschäft und Gummihandschuhen). Sehr beeindruckend und hübsch anzusehen ist vor allem die große Kugel, auf die effektvoll die sich drehende Erde projiziert wird.

Globe

Einmal um die Erde herum und unten drunter durch

Achja, und da der Feiertag auf einen Sonntag fiel, kam wieder meine sehr lieb gewonnene japanische Handhabung zum Tragen: Montag war ersatzfrei. Japan hat mir also einen Feiertag zum Geburtstag geschenkt.

どうもありがとうございます

Vielen Dank

 

 

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