Klangvoll

Nachdem wir Roppongi und den 13. Stock hinter uns gelassen haben, sind wir auch dem Großstadtlärm ein Stück weit entkommen. Oben im Nest ist es ruhig und friedlich, nur leise reichen die Geräusche von der Straße bis zu uns nach oben. Aber längst nicht alle Geräusche stören. Nach und nach gewöhnt man sich an den wilden Klangmix und hört einzelne Laute neben den vielen Menschen und Fahrzeugen heraus.

Eines der ersten neuen Geräusche, das einem nicht entgehen kann im Sommer, ist das der Zikaden. Diese sechs bis acht Zentimeter großen Wuchtbrummen von Insekten schlüpfen mit dem Ende der Regenzeit und erobern die Stadt. Mein lieber Mann, machen die einen Krach! Bis zu 120 dB können manche besonders vorlaute Exemplare erreichen. Das ist mehr als ein Presslufthammer schafft. So dröhnt es ganz schön ordentlich aus den Bäumen.

Zikade

Krachmacher bei der Arbeit

Bei japanischen Kindern sind die Zikaden sehr beliebt. Sie werden aus Bäumen geklaubt und spazieren getragen oder die abgelegten Larvenhüllen werden eingehend betrachtet. Der Bube findet es spitze und hätte wahrscheinlich selbst gerne eine Zikade zum Gassigehen. Ein Junge auf dem Spielplatz überließ ihm großzügig die gesammelte Larvenhülle. Was für eine Freude! Voller Begeisterung hielt er der kleinen Dame die riesige Insektenhülle unter die Nase und erntete damit die so ziemlich mädchenhafteste Reaktion, die man sich vorstellen kann: ein Spitzer Aufschrei gefolgt von Flucht und einem lauten und langen „Iiiiiiiiiihhhhhh!“ Herrje, wie haben wir nur zwei so gendertypische Exemplare hinbekommen?

Das Abendlied

Ein weiteres sehr charakteristisches Geräusch, das wir schnell lieb gewonnen haben, ist das 5-Uhr-Lied. Jeden Tag um 17.00 Uhr spielen die in der ganzen Stadt installierten Lautsprecher des Municipal Disaster Management Radio Communication Networks eine Melodie. In einem Land, in dem Erbeben und Tsunamis bereits Katastrophen ausgelöst haben, soll das System Warnungen schnell und flächendeckend an die Bevölkerung senden. Je nach Region kann es aber auch für weitere Warnungen oder auch Informationen genutzt werden. Um die einwandfreie Funktion regelmäßig sicherzustellen, wird das Lautsprechernetzwerk einmal am Tag getestet. Da nun aber ein Sirenenton zum Feierabend nicht wirklich angenehm wäre, spielen die Lautsprecher eine Melodie. In den meisten Fällen, so auch in Roppongi und jetzt hier in Shibaura, ist es eine Instrumentalversion des alten japanischen Kinderliedes Yuyake Koyake von Shin Kusakawa. Fest in den japanischen Alltag integriert, wird es auch gerne genutzt, um gerade Kindern zu signalisieren, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen, denn nicht lange nach der Melodie ist Sonnenuntergang. Auch die kleine Dame nennt es schon andächtig „das Abendlied“. 

Zwar für den Ernstfall eingerichtet, ist es im Alltag wirklich zauberhaft, wenn für einen Moment diese riesige Stadt inne zu halten scheint und lauscht.

So finden wir in der Fülle der Geräusche immer auch Schönes und Interessantes oder aber auch Orte, die verhältnismäßig friedlich sind. Gleich um die Ecke liegt Shibaura Park mit einem Spielplatz und einem kleinen angelegten Garten. Eine von vielen kleinen Oasen zwischen den Hochhäusern. Direkt vor unserem Haus verläuft die autofreie Promenade am Wasser entlang, wo Bube und Dame nach Herzenslust rennen und erkunden können. Heute wurde exzessiv mit kleinen Steinchen gespielt, das Echo unter einer Brücke lautstark ausgetestet (auch ein spannendes Geräusch) und den Wasservögeln und Booten auf dem Kanal zugesehen.

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Entspannendes Plätzchen

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Garteninspektion

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Auslauf am Wasser

Full Moon und Sunshine Class

Eine Geräuschkulisse ganz anderer Art tat sich dann für uns diese Woche noch im Kindergarten, oder hier in der Pre-School, auf. Bube und Dame haben den Start bis auf ein paar Abschieds- und Wiedersehens-Tränchens des Buben super gemeistert und bleiben trotz des Gewusels und Sprachdurcheinanders einigermaßen entspannt. Diese Woche sind wir noch hin und her geradelt, ab nächster Woche beginnt das Abenteuer Schulbus.

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Stolze Pre-School-Kinder auf dem Weg

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Weit kamen wir am ersten Tag nicht – Regenstopp

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Die Full Moon Class stellt sich in Selbstporträts vor – die kleine Dame grinsend oben rechts

 

 

2 Gedanken zu “Klangvoll

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