Wir kommen voran. In nur zwei Tagen haben wir unsere Registrierung, unser Bankkonto, eine Unterschrift auf Japanisch, die Entscheidung für Wohnung und Kindergarten und einen neuen Mitbewohner aus Plüsch ergattert. Aber der Reihe nach.
Benni war gestern Vormittag schon fleißig in der Verwaltung Tokios unterwegs und hat uns alle erstmal auf die aktuelle Adresse registrieren lassen. Heißt, wir müssen das nach dem Umzug ins neue Zuhause dann auch gleich nochmal machen – auch nicht anders als daheim. Danach nicht minder fleißig ging es für ihn zur Bank – bewaffnet mit einer kleinen Wunderwaffe japanischer Bürokratie: dem Hanko. Die Japaner unterschreiben nämlich eher selten und sehr ungern mit Hand. Jede Version der handschriftlichen Unterschrift unterliegt ja nun, je nach Tagesform, mehr oder weniger starken Schwankungen. Zu inkonsistent für den japanischen Geschmack. Ich warte im Übrigen noch darauf, dass das in Deutschland ebenfalls zu bedenken gegeben wird. Jedenfalls gibt es hier dafür besagten Hanko. Ein kleiner Stempel im Taschenformat, der den Namen oder Namensbestandteile des Besitzers in japanischer Schriftform wiedergibt. Dieser Stempel ermöglicht es dann fortan, die damit geleistete Unterschrift immer wieder in exakt gleicher Form zu reproduzieren. Benni durfte schon einige kleine rote Stempel verteilen, mein Hanko ist hingegen noch blütenweiß und wartet noch auf seinen ersten Einsatz.

Unterschreiben auf Japanisch
Die Effizienz und damit die Geschwindigkeit, in der hier die unterschiedlichsten Prozesse abgewickelt werden, ist absolut faszinierend. Meine japanische SIM-Karte, am Donnerstag beantragt, wurde mir am Samstag in die Wohnung zugestellt, so dass ich jetzt schon problemlos unterwegs online navigieren und für alle Termine hier gleich eine japanische Handynummer angeben kann. Unsere Ausweise wurden uns sofort nach Landung in Haneda am Immigration-Schalter ausgestellt, inklusive Passbild. Das gestern eröffnete Bankkonto wurde ohne Umschweife auch tatsächlich eröffnet, nicht erst auf den Weg gebracht. Auch dafür werden die Karten direkt ausgestellt (das Portemonnaie füllt sich weiter). Völlig neue Welt. Der ohnehin schon vorhandene Verdacht, dass in der deutschen Verwaltung noch Luft nach oben ist, erhärtet sich…
Oben
Heute haben wir noch einmal die schon letzte Woche ins Auge gefasste Wohnung auf Shibaura Island besichtig. Shibaura liegt am süd-östlichen Rand des Zentrums an der Tokyo Bay und ist mit seinen ca. 3,5km Abstand zur Mitte für Tokioter schon etwas weiter ab vom Schuss. Dafür hat die Wohngegend gleich mehrere damit verbundene Vorteile. Es ist ruhiger, als mittendrin. Dazu ist es ganz lehrreich, mitten in Roppongi zu wohnen und der Stadt vor allem nachts mal richtig zuzuhören. Der Ausblick – aus einem Hochhaus immer beeindruckend – ist hier noch atemberaubender, da man nicht von mindestens einer Seite auf die nächste Hochhauswand schaut, sondern sich diese Wahnsinnsstadt mit ein bisschen Abstand richtig anschauen kann. Und dann ist da noch das Wasser. Direkt an der Tokioter Bucht gelegen, sieht man auf die Kanäle der Bucht. Benni mit seiner Seemannsvergangenheit kann vermutlich auch ein bisschen den Hafen rufen hören. Dazu ist die Wohnung im 37. Stock des Shibaura Island Air Towers selbst die schönste, die wir in der Auswahl besichtigt haben. Mit dem Kindergartenbus, der für Bube und Dame die Distanz zum Kindergarten wieder erträglich macht, ist unsere Entscheidung für Wohnung und Kindergarten gleichermaßen gefallen. Jetzt heißt es nur noch warten auf Ende August, dann ist Einzug und Kindergartenstart.
Neben diesen für unsere Zeit hier nicht unerheblichen Errungenschaften und Entscheidungen, blieb mir mit Bube und Dame noch genug Zeit, unseren ersten japanischen Spielplatz zu erkunden. Aufgrund der noch zu optimierenden Mobilität, blieb erstmal nur der in Fußweite gelegene Robot Park. Schön farbenfroh, aber mit ein paar Rutschen und Schaukelrobotern für gewohnte Verhältnisse eher karg ausgestattet, denke ich, da geht noch mehr. Bube und Dame jedoch waren entzückt sich endlich mal wieder nach Herzenslust an Spielgeräten austoben zu können.

Robot-Park
Roppongi
Ein bisschen Bummeln haben wir auch noch unterbekommen, die kleinen Mitstreiter und ich. Gestritten haben wir dann auch. Also der Bube und ich, als er sich in einem Geschäft einen Plüschhund geschnappt hat und sich partout geweigert hat, ihn wieder rauszurücken. Ganz im Gegenteil, er hat bei jedem Versuch, das Objekt der Begierde zu entwenden, solche Szenen hingelegt, dass ich schon nach wenigen Minuten schweißgebadet und mit hochrotem Kopf im Laden stand und mich mit Blicken und verkrampftem Lächeln bei den Angestellten zu entschuldigen versucht habe. Was soll ich sagen, wir haben den Hund schließlich mitgenommen. Er heißt Roppongi. Wie der Ort seiner dreisten Entführung. Keine Glanzstunde meiner pädagogischen Fähigkeiten.