Eigentlich sollte man meinen, dass ich nach den ganzen Wochen des Wartens und Organisierens heute hier vom Hof hüpfen würde. Ganz so ist es dann doch nicht.
Durch die ganze Anspannung und diesen schrägen Zustand des Noturlaubs war ich inmitten der übrigen voll urlaubenden Gäste immer etwas weniger involviert. Im großen Hotelkomplex des Willinger Sonnenparks fiel das nicht weiter auf, aber hier, im übersichtlichen und familiären Ebbinghof, tauschte man sich aus über die Kinder und den Alltag. Ich nicht. Nicht, wenn ich es vermeiden konnte. Ohnehin eher schlecht zu sprechen auf das Thema „Und, wo wohnt ihr?“ nahm ich an den vielen Programmpunkten für die Kinder teil, ohne mich wirklich an Gesprächen zu beteiligen. Ich habe ganz großartige Freunde und Verbündete im Elterndasein im alten Zuhause zurückgelassen, die mir jetzt schon fehlen, da fiel es während der Zeit hier umso schwerer, mich auf kurzfristige Urlaubsbekanntschaften einzulassen, wo ich gefühlt nicht mal wirklich im Urlaub war.
Dann kam die Nachricht, dass unsere Visa da sind und damit eine Menge Energie und Erleichterung. Ich fürchte, ich habe meine Miteltern hier dann doch kurz sehr irritiert, als wir draußen auf dem Hof in der Sonne saßen und Benni zusahen, der ein Telefonat nach dem anderen führte, in dem ständig die Worte „Tokio“, „Japan“, „Haneda“, „Dienstag“ und unsere Namen fielen. Mehreren fragenden Augenpaaren ausgesetzt, lüftete ich gut gelaunt das Geheimnis unserer Situation. Das kam wohl nach einer Woche unaufgeklärtem Zusammenlebens etwas unerwartet. Aber jetzt waren mir die Fragen egal. Endlich ging es weiter und wir hatten wieder einen Termin vor Augen, da konnte ich auch wieder über die Ungeheuerlichkeit des Vorhabens an sich sprechen.
Auf diese Art und Weise doch noch mitten im Kreis der Urlaubsbekanntschaften gelandet, schloss ich mich abends dann auch dem gemeinsamen Spaziergang zweier Mamas und eines Papas zum Zauberwald an. Klang interessant genug. Die kleine Dame war Feuer und Flamme, sie hatte ohnehin das Socialising voll ausgeschöpft, kannte alle Eltern und zugehörigen Kinder bestens und wollte ausnahmsweise mal nicht mit Benni und dem Buben ins Schwimmbad. Heraus kam ein wirklich schöner kleiner Ausflug in ein Wäldchen, das mit liebevoll gestalteten Holzkunstwerken tatsächlich zu einem zauberhaften Ort für Groß und Klein hergerichtet war. Zurück am Hotel saßen wir noch etwas zusammen. Die Kinder waren hoch erfreut so spät noch auf dem Spielplatz toben zu können. Und da war es endlich: echtes Urlaubsgefühl. Jetzt, wo alles geklärt und klar war, wann wir tatsächlich gehen, fühlte ich mich doch noch wirklich im Urlaub und wieder ein bisschen wehmütig, wenn ich an den Abflug dachte.
„Mama, du musst herkommen! Ich hab‚ Kacki in der Hose!“
Ja gut, das war dann der Abschluss eines entspannten letzten Urlaubsabends. Schön war‘s!