Wieder eine Woche um und wir sind immer noch weit entfernt von der Mega-City, die für die nächsten Jahre unser Zuhause sein soll.
Mittlerweile sind die kleine Dame und der Bube so ziemlich jedem Mitarbeiter und den meisten Gästen des Hotels gut bekannt, was vor allem an der Mitteilungsfreude der stolzen großen Schwester liegt. Gerne stellt sie sich und ihren Bruder ungefragt vor und liefert auch gleich noch – genauso ungefragt – ein Stück Information aus dem Familienleben dazu: „Mein Papa ist gerade nicht da, der arbeitet in der Launsche.“ [Damit ist die Lounge gemeint, in der es sich Dank ungehindertem Zugang zu Kalt- und Heißgetränken gut aushalten lässt. Wer Benni kennt, weiß, dass vor allem der Kaffee ausschlaggebend für die Wahl seines Aufenthaltsortes ist.] „Das ist mein kleiner Bruder. Der ist 1 und kann schon ‚Mama‘, ‚Papa‘, ‚Nein‘, ‚Hallo‘ und ‚Trecker‘ sagen.“ [Letzteres habe ich noch nie von ihm gehört.] „Das ist meine Mama. Die war in der Sauna. Wie war‘s, Mama?“ [Bei der Abholung aus der Kinderbespaßung]
Unterwegs
So schön bekannt hier auch alles sein mag, manchmal müssen wir auch mal raus aus unserer Blase. Am Sonntag zog es uns dafür in das örtliche Spaßbad, in dem vor allem das größte Familienmitglied Spaß auf den Rutschen hatte. Der Bube ist noch zu klein und die größere kleine Dame hat ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Wasserrutschen („Ja! Ich will rutschen!“, „Auf gar keinen Fall!“, „Papa, ich will doch rutschen!“, „Nein, das ist bestimmt zu kalt/ zu schnell/ zu lang.“, „Doch rutschen.“, „Nochmal rutschen!“).
Am Montag stand ein Ausflug in den Ortskern an. Die größte Attraktion der Unternehmung bestand allerdings zweifelsfrei in der Wahl des Transportmittels. Benni war mit dem Auto in Frankfurt und der Weg ins Zentrum ist zwar nicht lang, dafür aber steil. Also blieb uns noch der hoteleigene Buggy-Fuhrpark, der tatsächlich einen Zweisitzer bereit hielt. Kind 1 konnte ihr Glück kaum fassen, mal wieder in einem Buggy sitzen zu dürfen. Kind 2 war gleichermaßen entzückt, plötzlich seine Schwester als Sitznachbarin zugeteilt zu bekommen. So entschädigten das fröhliche Geplapper und Gequietsche für den Weg zurück, den ich den Riesenwagen mit hochrotem Kopf den Berg wieder hochschieben durfte.
Sauerland-Sause
Wie es sich so für echte Anwohner gehört, bekamen wir heute dann auch mit meinen Schwiegereltern unseren ersten Besuch in unserem aktuellen Zuhause. Mit dieser Verstärkung im Schlepptau, ging es die Ettelsberg-Seilbahn hoch und runter. Und da heute Freitag ist, bot sich uns neben Aussichtsturm und Spielplatzbesuch gleich noch die Gelegenheit, ein Willinger Phänomen zu beobachten: das Treiben rund um Siggis Hütte und den berühmt berüchtigten Sauerland Stern. Jedes Wochenende verwandelt sich das beschauliche Örtchen in ein Partynest der besonderen Art. In Scharen reisen Vereine, Junggesellenabschiede und andere Grüppchen an, um eine Ballermann-Party im Sauerland, eine Après-Ski-Sause ohne Schnee zu veranstalten. Ihre Unterkunft beziehen die meisten dafür im Hotel Sauerland Stern und Ziel ihrer samstäglichen Frühshoppen-Gelüste ist eben Siggis Hütte, die sich an der Bergstation der von uns genutzten Seilbahn befindet. Offenbar wird die Hütte auch gerne Freitagnachmittag nach Anreise schon einmal vorgetestet. Ein interessanter Kontrast zu unserer Kinderhotel-Welt.
Achja, unsere Visa…seit Dienstag ist die für die Visa dringend benötige japanische Einladung genehmigt. Kurz wähnten wir uns schon dieses Wochenende im Flieger, aber das war zugegebenermaßen mal wieder reichlich naiv. Die Genehmigung wird uns nun per Expressversand zugestellt. Damit kann Benni dann am Montag aufs Konsulat in Frankfurt und dann…müssen wir nochmal 3-5 Tage auf die Visa warten. Dann können wir uns aus Deutschland abmelden und dann können wir fliegen. Kurz gesagt: wir sind noch locker eine weitere Woche in Deutschland. Am Sonntag ziehen wir also in ein neues Kinderhotel um.
Ich habe den Kindern erstmal eine Plüschversion des Hotel-Clowns Happy besorgt. Verdient ist verdient.