Die Neuen sind da

Auch die freitägliche Visumsabfrage ergab keine Neuigkeiten. Kurzum, wir bleiben noch. Und in unserem Wohnzimmer tut sich so einiges.

Seit gestern reisen die neuen Gäste an, entweder für ein Wochenende oder gleich für die ganze Woche. Überall schwirren sie herum mit den von der langen Fahrt ganz aus dem Takt geratenen Kindern. Scharen an neuen Eltern und neuen Kindern bevölkern das Gelände. Und mittendrin: moi. Und meine sowas von im Takt des Hotels befindliche Familie.

Mit einer Mischung aus Neugier, Unterhaltung, Gleichmut und blankem Entsetzen verfolge ich verschiedene Szenen des Familienlebens, die sich so bei Ankunft am Urlaubsort abspielen. Die meisten suchen einfach irgendetwas. Den Weg, das Kind, den Mann, die Erholung, den Verstand. Bin nicht sicher, ob sich alles wiederfinden lässt. Gerade fange ich an meine kleine Beobachterposition zu genießen, da passiert es zum ersten Mal. „Hi, sag mal, weißt du, wo die Toiletten sind?“ Bitte! Ich weiß nicht nur, wo die Toiletten sind, ich könnte auch noch verschiedene Örtchen zur Auswahl anbieten, wenn gewünscht. Kleine, große, mit und ohne Kinderklobrille oder welche mit Wickeltisch. Ich beschränke mich auf die nächstgelegene.

Ab durch die Decke

Ob ich weiß, wo die Toiletten sind. Ich WOHNE hier! Etwas von meinem damit einhergehenden, mühsam gesammelten Erfahrungsschatz scheint man mir allerdings anzusehen. Im Verlauf des restlichen Tages weise ich jedenfalls noch mehrfach den Weg zu allen möglichen Zielen oder sorge für Aufklärung. Etwa im Tollhaus, einem Spielzimmer, das auf den ersten Blick nur wie eine leere Ballspielhalle aussieht, in der aber zuverlässig Kinder einfach verschwinden, wenn die Großen kurz nicht hinsehen. Durch die Decke genau genommen. Einem sehr ratlosen Opa auf der Suche nach der Enkelin – eben erst mit der kleinen Dame durch die Decke verschwunden – gebe ich den Hinweis „Tunnel“ und zeige nach oben. Wenigstens einer, der mich nicht für ortskompetent hält, sondern augenscheinlich für bekloppt. Weiter ruft er nach der Enkelin, nur um schließlich Antwort zu bekommen. Von oben. Jetzt schaut er mich verblüfft an. „Ähh?“ Ich wiederhole: „Tunnel“. Da plumpsen auch schon beide Mädchen von der anderen Seite der Decke wieder aus einem Loch, aus dem ein Kletterseil nach unten führt. Sag ich doch.

Abends habe ich dann langsam wirklich keine Lust mehr lebendiges Hinweisschild zu spielen und schaffe es ohne Zwischenfälle durch das Abendessen. Bei einem Wein sitzen Benni und ich noch im Spielzimmer und beschäftigen Bube und Dame. „Entschuldigung, wo haben Sie denn die Karaffe für den Wein her? Das ist ja praktisch.“ Na gut, dem helfe ich noch…

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Heute, an Tag 2 der Neuanreisenden, sind wir geflohen. Im Wildpark hat uns niemand auch nur irgendwas gefragt. Sehr erholsam. So war Platz für unsere eigenen Fragen. Wer hat sich so ein abgefahrenes Konzept ausgedacht?? Neben vielen Gehegen mit den versprochenen Wildtieren gab es ein Dinosaurier-Land, einen Mini-Freizeitpark, einen Märchenwald, ein Jagdporzellan-Museum und ein Jagd-Museum. Ok. Da hatte jemand viel vor. Aber schön war‘s.

2 Gedanken zu “Die Neuen sind da

  1. Anonymous schreibt:

    Eigentlich liest sich die Sauerlanditis auch sehr schön … man hat Lust zu kommen und nach dem Weg zur Schwimmhalle zu fragen. Gibt’s da eine Hüpfburg? Ich drücke Daumen für die Visa.

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    • Simone schreibt:

      Kein Problem: Hinter dem Restaurant die Treppe runter, rechts abbiegen, an der Vitrine vorbei auf die Glastür zu – voilá, das Schwimmbad! Für die Hüpfburg vor der Schwimmbadtür rechts ab dem Gang bis zum Abenteuerland folgen 🙂
      Liebe Grüße nach Hause!

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